Veröffentlicht am 6. Oktober 2025 • 8 Minuten Lesezeit
Auf meinen Reisen ist mir in den letzten Jahren eine subtile Veränderung aufgefallen. Der fast aggressive Duft von Chlor und künstlichem Zitrus, der einem früher in frisch gereinigten Hotelzimmern entgegenschlug, weicht immer öfter einer unaufdringlichen, natürlichen Frische. Ich begann nachzufragen und entdeckte, dass hinter den Kulissen moderner, nachhaltiger Hotels eine stille Revolution stattfindet. Die effektivsten grünen Strategien sind oft die überraschendsten und unsichtbarsten – und sie haben nichts mit dem Geruch von Chemie zu tun.
1. Weniger ist mehr: Wie Hotels fast ohne Chemie reinigen – und dabei sogar sparen
Das alte Motto „Viel hilft viel“ hat in der modernen Hotellerie ausgedient. Statt auf aggressive Chemikalien setzen immer mehr Häuser auf Methoden, die oft nicht mehr als Wasser benötigen. Mikrofasertücher und Heißdampf revolutionieren das Housekeeping – weg von der chemischen Keule, hin zur physikalischen Reinigung durch Mechanik und Hitze.
Ein Beispiel liefert die Universität Zürich: Durch den konsequenten Einsatz von Mikrofasertüchern konnte Leiter Köby Villiger die Reinigungskosten um 35 % senken. Hotels wie das Romantik-Hotel Muottas Muragl nutzen Dampfmaschinen mit bis zu 175 °C, um selbst Fugen hygienisch zu reinigen – ganz ohne Chemie.
„Wieso soll ich umweltschädliche Chemie unnötig verwenden, wenn es auch ohne geht.“ – Köby Villiger, Leiter des Reinigungsdienstes der Universität Zürich
2. Der Zimmerservice-Aufschub: Wie Ihre Bequemlichkeit die Umwelt schützt
Die Revolution endet nicht beim Reinigungsmittel – sie betrifft auch den Reinigungsrhythmus. Immer mehr Hotels, etwa die Scandic-Kette, bieten die tägliche Zimmerreinigung nur noch auf Wunsch an. Das spart nicht nur Personalzeit, sondern vor allem Ressourcen: rund 10 Millionen Liter Wasser und 6 000 Liter Reinigungsmittel jährlich.
Ein kleiner Verzicht mit großer Wirkung – und ein neuer Pakt zwischen Hotel und Gast: Nachhaltigkeit als gemeinsame Verantwortung.
3. Die intimste Begegnung mit Nachhaltigkeit: Ihre Bettwäsche
Bevor der Gast den ersten Schluck vom Welcome-Drink nimmt, erlebt er Nachhaltigkeit hautnah – durch Bettwäsche und Handtücher. Aggressive Waschmittelrückstände sind häufig der Grund für als „kratzig“ empfundene Textilien. Fortschrittliche Hotels verwenden daher ökologische Waschmittel mit hautfreundlichem pH-Wert und ohne optische Aufheller. So wird Nachhaltigkeit zu einem echten Wohlfühlfaktor.
4. Der größte Hebel sind Sie selbst: Die enorme Kraft kleiner Gesten
Nachhaltigkeit lebt von Beteiligung. Gäste, die beim Zähneputzen den Wasserhahn schließen, sparen bis zu 25 Liter Wasser – pro Person und Tag. Hochgerechnet auf eine Hotelkette ergibt das Millionen Liter jährlich. Es zeigt: Die Kraft der kleinen Gesten ist gewaltig, wenn viele sie leben.
Fazit: Nachhaltigkeit als Komfortsteigerung
Moderne Nachhaltigkeit in der Hotellerie bedeutet nicht Verzicht, sondern intelligente Innovation. Sie steckt in unsichtbaren Prozessen, bewusster Materialwahl und im partnerschaftlichen Handeln zwischen Hotel und Gast. Die wirkungsvollsten Veränderungen riechen nicht nach Chemie – sie fühlen sich einfach gut an.
Worauf werden Sie bei Ihrer nächsten Hotelbuchung achten – und welchen kleinen Beitrag werden Sie selbst leisten, um einen Unterschied zu machen?